Der Geisterseher in den Katakomben

Hörspiel-Triptychon von Åke Hodell
Übersetzung aus dem Schwedischen von Margarete Jehn
1. Teil Die Elektrisiermaschine
2. Teil Die Absinthstunde
3. Teil Die Exkrementenhölle

SWF
Erstsendung: 05.02.1981
Regie: Bernd Lau

Der Geisterseher Peter Roggisch
Die Dame Elisabeth Schwarz
A. Simatos Günter Mack
August Strindberg Fritz Lichtenhahn
Rittmeister Koch Gert Haucke
Sergeant Thilo Prückner
Krankenschwester Melanie de Graaf
Sarah Bernhardt Rosemarie Fendel
Popoffsky Heinz Meier
Kellner Berth Wesselmann
Ein Arbeiter Michael Thomas
Ein Ober Hans Goguel
Chorstimmen Südfunk-Chor

Der Geisterseher in den Katakomben
Mit der Bezeichnung „Triptyk” für die Form seines Hörspiels stellt Hodell sich selbst den dreiteiligen Grenzübertrittsschein aus, der ihm und seinen Figuren erlaubt, alle Strindberg-Höllen und seine eigene dazu kreuz und quer und außerhalb der Zeit zu bereisen.
Geführt von sogenannten „okkulten Sprechmaschinenaufnahmen” Strindbergs aus den Jahren der Infernokrise in Paris, findet Hodell Zugang zu Orten der Qual und Verdammnis und zum Niemandsland der Hoffnung. In den Katakomben von Paris, im unter Strom gesetzten Hotel Orfila, auf der Treppe und im Restaurant des Eiffelturms suchen, finden und verlieren sich Strindberg, der Geisterseher, Dr. Simatos, die Dame, Rittmeister Koch, Sara Bernhardt u.a. Personifizierungen der Wünsche und Ängste Strindbergs und wohl auch Hodells, in unlösbarer Schuldverstrickung dem Inferno der Zivilisation preisgegeben. Geisterstimmen- und -chöre kommentieren die menschlichen Qualen, das Okkupationsgespenst von 1940 kippt in die Szenerie des Jahres 1890, eine deutsche Version des Höllengelächters wird exerziert, Stimmen ersticken unter dem Inhalt eines Klosettbehälters der Firma P & S Exkrementenverwertung. Hölle der Geräusche, Hölle der Belagerung, Hölle der Exkremente ...
Unermüdlich, voller Hoffnung zählt die Dame die Treppenstufen des Eiffelturms, von der Spitze des Turmes kommt ihr der Geisterseher entgegen. Werden sie sich treffen? Werden Glaube und Verneinung miteinander ins Gespräch kommen?

Expertenkommentar

Den „Geisterseher“ habe ich mir gleich angehört: das war ein starkes (Hör-) Erlebnis.
Es beginnt ja ganz gemütlich, wie eine etwas altmodische Strindberg-Mystifikation. Doch dann fällt man (wie im Alptraum) ins Dunkel des Schreckens: Strindberg-Hölle und Faschismus, Katakombe und Geisterseher, SS-Totengruft, Schinderritual und Kirchenliturgie, \"fleur de mal\", nicht zuletzt die grimmige Satire über das richtige Scheißen - all das sind Bilder, die man nicht wieder abschütteln kann.
Kurz: dieses Hörspiel in dieser Inszenierung von Bernd Lau ist ein echtes Erlebnis, das lange nachwirkt. (Ulrike Theilig)