Mit mir nich', Hansi

Hörspiel von Margarete Jehn

SWF
Erstsendung: 29.03.1973
Regie: Hartmut Kirste

Gerda
Arno
Angelica Hurwicz
Dirk Dautzenberg

In diesem Hörspiel erzählt Margarete Jehn eine realistische Geschichte über einen Michael Kohlhaas im Schrebergarten. Arno Junghans hat zwanzig Jahre in der Fabrik gearbeitet, er wird entlassen. Er wirft sich mit seiner ganzen Energie auf seinen Schrebergarten, den er wegen seiner Arbeit immer vernachlässigen musste. Als man ihm seinen Schrebergarten wegnehmen will, weil die Stadt dort bauen will und an der vorher vielgepriesenen "grünen Lunge" nicht mehr interessiert ist, flippt er aus. Er verbarrikadiert sich mit seiner Frau und seinem Kanarienvogel Hansi in seinem Gartenhaus und schießt auf alle, die sich seinem Garten nähern.

»"Mit mir nich', Hansi" wird zur typischen Reaktion dessen, der während seines Lebens alles hingenommen hat, was mit ihm geschah, der Aggressionen immer nur gegen sich selbst und Schwächere gezeigt hat und der nun plötzlich das Geducktwerden nicht mehr verarbeiten kann. Sein allzu perfekt funktionierende Anpassungsmechanismus hat ausgesetzt. Seine sich entladende Aggressivität reagiert sich zwangsläufig in Maulheldentum aus. Er, der immer der Kleine geblieben ist. Die anderen waren nicht nur glücklicher, sie haben ihn systematisch reingelegt. Sie, die in ihren dicken Autos so unanständige Dinge tun wie "junge Mädchen tätscheln", haben ihm nur seine Frau übrig gelassen, genauso gealtert und kaputt wie er. Sie macht seine Revolte gegen die Umwelt nur unwillig mit; sie hat Angst vor dem Urteil der Verwandten und der Leute. Ihr Verhältnis zueinander schwankt zwischen direkter Aggression und zur Sexualität sublimierten Aggression. Sie ist es letztlich auch, die die Revolte der Gartenzwerge an den Gartenzwergen (die sie ihn holen schickt) kläglich scheitern lässt.
Margarete Jehn ist es gelungen, die psychologische Fallstudie eines aus der gesellschaftlichen Anpassungspflicht Ausgestiegenen zu zeigen. Sie macht deutlich, was auf diesen Mann an Zwang wirkte, bevor ihn das zwanghafte Verlangen ankam, es allen einmal zu zeigen. Sie zeigt aber auch, dass er in seiner Revolte ebenso scheitern muss, wie in seinem bisherigen Leben, weil es dieselben Zwänge sind, die ihn auch zu dieser Revolte gebracht haben.«